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800 Seiten Material helfen verstehen

Ralph J. Jaud: Der Landkreis Aachen in der NS-Zeit

Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in einem katholischen Grezgebiet 1929-1944
Verlag Peter Lang GmbH Frankfurt 1997

 

Überhaupt war das Verständnis für die Notwendigkeit antisemitischer Maßnahmen aus Sicht der Aachener Gestapo außerordentlich gering. Fast resigniert bemängelte sie das fehlende rassenideologische Bewusstsein der Bevölkerung, deren "Mentalität" dahin tendiere, zuallererst "den Juden als Menschen zu beurteilen". In der Tat finden sich in den überlieferten Aktenbeständen, einmal abgesehen von den spontanen Übergriffen einzelner Nationalsozialisten, fast gar keine Beispiele, die ausgesprochenen Judenhass oder antisemitische Neidinstinkte belegen könnten, freilich auch kaum Fälle von offener Parteinahme für die Verfolgten. (Jaud, S. 665 f.)

Fast 800 Seiten stark ist die materialreiche Dissertation von Ralph J. Jaud, und in diesen vielen hundert Seiten finden sich viele Antworten auf die Frage "Wie konnte es kommen, dass...?" Weltwirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit, Obrigkeitshörigkeit, Angst, ideologische Begeisterung, Niedertracht, Verblendung - alles ist in diesem lokal begrenzten Überblick zu finden. Das Bild, das daraus entstehen kann, muss sich der Leser aber selber zusammen setzen.

Die Verfolgung und Vernichtung der Juden aus dem Landkreis Aachen behandelt Jaud eher knapp. Nur 20 der fast 800 Seiten gehen darauf ein. Dennoch enthalten diese wenigen Seiten viele wichtige regionale Informationen.

Als Materialsammlung für den Lokalhistoriker ist die Arbeit von Jaud fast unentbehrlich. In seinen (vorsichtigen) Bewertungen und Einordnungen scheint mir das Werk nicht mehr ganz Stand der Forschung zu sein.

 

 

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