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Notizen & Neues 2014

Stolpersteine sind eine Verbeugung vor den Opfern

„Stolpersteine“ erinnern an Eschweiler Bürger, die Opfer der Nazi-Diktatur wurden. Am 13. Dezember verlegte der Kölner Künstler Gunter Demnig weitere 14 dieser Gedenksteine im Pflaster der Bürgersteige vor Häusern, die als letzte frei gewählte Adresse der ermordeten Menschen festgestellt wurden. Damit steigt die Zahl der Stolpersteine in Eschweiler auf 42. Bereits in den Jahren 2008 und 2011 wurden 28 Stolpersteine in Eschweiler verlegt. Eine weitere, vierte Verlegung ist für 2015 geplant. Das Bild oben zeigt die Verlegung von zwei Stolpersteinen für David und Elsa Leyens in Weisweiler. Pfarrer Wolfgang Theiler (zweiter von rechts) erinnerte an ihr Schicksal.
Diese Art des Erinnerns findet in Eschweiler große Akzeptanz. Unter den Paten, die das Verlegen der Stolpersteine im Straßenpflaster finanziell ermöglicht haben, sind auch heutige Eigentümer von Gebäuden, die vor der Zeit des 3. Reichs jüdischen Bürgern gehörten. Die vor Jahren geführte Debatte, ob denn das Verlegen im Pflaster nicht so aufgefasst werde, dass man diese Opfer quasi mit Füßen trete, ist verstummt. Eher sei das Gegenteil richtig, argumentiert der Erfinder dieser Aktion, der Kölner Künstler Gunter Demnig: Jeder, der die Inschrift der zehn mal zehn Zentimeter großen Messingtafeln im Boden lesen will, verbeuge sich damit vor den Opfern.

Hier eine Darstellung der Schicksale der 14 Menschen, für die am 13. Dezember in Weisweiler, Eschweiler, Röthgen und Dürwiß Stolpersteine verlegt wurden.

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Stolpersteine bald auch in Weisweiler, Röthgen und Dürwiß

Am Samstag, 13. Dezember 2014, werden zum dritten Mal in Eschweiler Stolpersteine verlegt, im Gedenken an Opfer des nationalsozialistischen Terrors. Der Kölner Künstler Gunter Demnig wird die Steine selber verlegen. Sie werden Teil eines dezentralen Kunstwerks, das zugleich Erinnerung und Mahnung ist. Alle 14 Gedenksteine wurden von Eschweiler Bürgern gespendet. Die Verlegung beginnt um 13 Uhr in Weisweiler, Hauptstraße 4 (nahe Frankenplatz).

Das Bild links zeigt einen der geplanten Verlegeorte. An der Uferstraße, dort wo früher das Haus Nr. 29 stand, wird bisher schon der einstigen Besitzer des Hauses, Selig Lucas und seiner Frau Elise geb. Hertz, gedacht. Nun soll dort, wo auf dem Bild der Holzwürfel liegt, ein dritter Stein in das Straßenpflaster eingelassen werden, zum Gedenken an Elise Lucas' Schwester Wilhelmine Hertz.

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„Ehrenhaft in allem, was er tat, wohltätig und hilfsbereit“

Vor 100 Jahren, am 3. September 1914, wurde der Eschweiler Kaufmann Marcus Meyer zu Grabe getragen. Um ihn trauerten nicht nur seine Familie und die jüdische Gemeinde, deren Vorsteher er war, um ihn trauerten viele weitere Eschweiler Bürger. „Ein außergewöhnlich großer Leichenzug folgte seinem Sarge“, berichtete der "Bote an der Inde" damals.

Marcus Meyer, der aus Weisweiler stammte, war Inhaber eines großen, gut gehenden Ladengeschäfts für Kleidung und Textilwaren an der Ecke Grabenstraße und Marienstraße. Das Bild rechts zeigt dieses Geschäftshaus  auf einer auch auf der Bildseite beschriebenen Postkarte aus der Zeit um 1910. Das ursprüngliche Haus gibt es heute nicht mehr, es wurde im 2. Weltkrieg stark beschädigt und später abgerissen. Heute ist dort in einem Neubau an gleicher Stelle das Optiker-Geschäft Slickers.

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Sara Höflich aus Weisweiler starb wahrscheinlich in einer Gaskammer in Brandenburg

Mit der Ermordung psychisch erkrankter Menschen erprobten die Nazis 1940 den Massenmord. Die erste Tötungsanlage befand sich in einem ehemaligen Zuchthaus in Brandenburg an der Havel. Dort wurde im September 1940 auch Sara Pfeuffer ermordet. Sara Pfeuffer ist mit hoher Wahrscheinlichkeit identisch mit Sara Höflich, die am 17. Mai 1873 als erstes Kind der jüdischen Kaufmannsfamilie Louis und Julie Höflich in Weisweiler das Licht der Welt erblickt hatte.

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Verlegung von weiteren 28 Stolpersteinen in Eschweiler beschlossen

Der Eschweiler Arbeitskreis „Stolpersteine gegen das Vergessen“ beschloss am 14. Mai 2014, weitere 28 Stolpersteine durch den Kölner Künstler Gunter Demnig verlegen zu lassen. Die Steine werden voraussichtlich an zwei Terminen im Dezember dieses Jahres und im Sommer des nächsten Jahren verlegt. Die Zahl der Eschweiler Stolpersteine, die an Opfer des nationalsozialistischen Regimes in der Zeit von 1933 bis 1945 erinnern, wird damit auf 56 steigen.
Die bisher in Eschweiler liegenden Gedenksteine erinnern alle an jüdische Bürger, die deportiert und ermordet wurden. Bei den nun beschlossenen Verlegungen geht es auch um Eschweiler Bürger, die als Regimegegner oder aus anderen Gründen verfolgt wurden. Erinnert werden soll zum Beispiel an Josef Mohren, der bis 1929 für die Kommunisten im Stadtrat saß (siehe Foto), er wurde – angeblich weil er im Krieg „Feindsender“ hörte – in ein Konzentrationslager verschleppt und ermordet. Beschlossen wurde auch, an den polnischen Zwangsarbeiter Johann Zdum zu erinnern. Er wurde am 20. März 1942 in Dürwiß wegen einer Liebesbeziehung zu einer „arischen“ Frau von der Gestapo mit einem transportablen Galgen öffentlich gehenkt.

20 der geplanten 28 Verlegungen werden an ermordete jüdische Eschweiler erinnern, acht an weitere Opfer der Nationalsozialisten. Für einige der Gedenksteine werden noch Paten/Spender gesucht.

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Stadtführungen auf den Spuren der Eschweiler Nazi-Opfer

Ursprünglich sollte es im November 2013 nur eine einzelne Stadtführung werden, um das Projekt „Stolpersteine gegen das Vergessen“ vorzustellen und an die Geschichte der Eschweiler Juden zu erinnern. Doch dieses Angebot der Eschweiler Volkshochschule fand so viel Interesse, dass es inzwischen drei dieser Führungen gab, die vierte ist bereits für den 22. November fest terminiert. 

Am 3. Mai führte ich erneut eine Gruppe interessierter Bürgerinnen und Bürger auf den Spuren der früheren jüdischen Mitbürger (siehe Foto) und der anderen Opfer der Nazi-Zeit durch die Innenstadt. Und wieder zeigte sich, dass angesichts der vielen Fragen und Gespräche zweieinhalb Stunden eigentlich zu knapp sind, um auch nur einige Schicksale zu schildern und einige Themen rund um die Verfolgung von Juden und all den anderen Opfergruppen anzusprechen. Deshalb überlege ich, die Themen dieser Stadtführung mit Bildern und Texten für das Internet aufzubereiten und als virtuellen Stadtrundgang auf dieser Website zu veröffentlichen. Weiterhin werde ich aber auch gerne für interessierte Gruppen einen „realen“ Stadtrundgang anbieten.

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Am Beginn der Suche war es, als hätten sie nie gelebt

 

Eine lange und mühsame Suche ist jetzt weitgehend abgeschlossen. Gesucht wurde nach Daten aus dem Leben der Familie Neustadt, die in Weisweiler ansässig war, und nach dem Schicksal der Familienangehörigen. Am Beginn der Suche war es, als hätten sie nie gelebt. Inzwischen konnte, auch dank der Mithilfe des Weisweiler Lokalhistorikers Edmund Schain und Susanne Harke-Schmidt vom Verein Heimatfreunde Kerpen mit Urkunden aus dem Stadtarchiv Kerpen, die Geschichte dieser Familie zumindest ansatzweise rekonstruiert werden. Das Bild (Foto: Wolfgang Theiler) zeigt das frühere Wohnhaus der Neustadts in Weisweiler, Hauptstraße 4.

Sicher ist, dass alle drei Angehörigen der Familie Neustadt, die in den 30-er Jahren noch in Weisweiler lebten, Opfer der Judenvernichtung wurden: der Kaufmann Leo Neustadt, seine Schwester Rosa und deren Sohn Carl. Ob entfernte Verwandte überlebt haben, ist nicht bekannt. Die Weisweiler Familie Neustadt hörte 1942 auf, zu existieren. Wann und wo sie ermordet wurden, ist nur für Leo Neustadt mit einiger Sicherheit zu sagen. Das Lebensende von Rosa und Carl Neustadt liegt trotz intensiver Forschung weiter im Dunkel.

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Mindestens 15 Stolpersteine fehlen noch

Die Suche nach den Spuren der Eschweiler Juden und vieler weiterer Menschen, die in der Zeit des Nazi-Regimes verfolgt, vertrieben und umgebracht wurden, hat viele Schicksale klären können. Aber nicht alle. Von vier Personen ist immer noch nicht bekannt, was aus ihnen wurde, und bei vielen weiteren sind die Lebensdaten unvollständig. Die Recherchegruppe des Arbeitskreises Stolpersteine bereitet derzeit die dritte Verlegung von Gedenksteinen in Eschweiler vor. Nach 2008 (neun Steine) und 2011 (20 Steine) werden es nun mindestens 15 Stolpersteine, die der Kölner Künstler Gunter Demnig vor den früheren Wohnhäusern Eschweiler Nazi-Opfer verlegen wird. Diesmal sind es nicht nur jüdische Opfer, es soll auch anderer Verfolgter der NS-Zeit gedacht werden.

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71 Postkarten bis zum Tod

 „An Absender zurück. Verzogen unbekannt.“ steht auf dieser Postkarte. Leopold Meyer, vor den Nazis nach Brüssel geflohen, hatte sie am 27. Juni 1942 an seine Großmutter in Eschweiler geschrieben, voller Sorge um das Schicksal seiner Familie. Die war, als er die Karte wieder in Händen hielt, bereits tot. Seine Großmutter Zilly Wolf und seine Tante Sofie Wolf waren am 15. Juni ins Vernichtungslager Sobibor gebracht worden. Seine Mutter Frieda und sein Bruder Simon waren bereits am 22. März 1942 deportiert worden. Außer Leopold hat nur seine Schwester Gerda den Holokaust überlebt.

Es ist ein berührender Fund: Weil er eine neue Heizung bekommt, räumte Werner Schmitz vor einigen Wochen den Keller seines Hauses in Würselen auf. Dabei fiel ihm ein Umschlag mit persönlichen Schriftstücken aus dem Nachlass des 1915 in Eschweiler geborenen und 1974 gestorbenen jüdischen Spielwarenhändlers Leopold Meyer in die Hände.

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Eine Mesusa aus Eschweiler

Ein zusammengerollter kleiner Zettel, ein Pergament, nur 40 mal 47 Millimeter groß, darauf winzige hebräische Schriftzeichen, handgeschrieben: מַע יִשְׂרָאֵל יְהוָה אֱלֹהֵינוּ יְהוָה אֶחָד Es ist das Schma Jisrael: „Höre, Israel: der Ewige unser Gott, ist der Ewige der einzige Eine! Liebe denn Ihn, deinen Gott, mit all deinem Herzen, mit all deiner Seele, mit all deiner Macht.“ Das Zettelchen ist das Klaf, das Pergament einer Mesusa. Es stammt aus dem Nachlass von Leopold Meyer, geboren 1915 in dem Haus Bachstraße 8 in Eschweiler, der 1939 vor den Nazis nach Belgien floh und dort überlebte, während seine Mutter, sein Bruder, seine Tante und seine Großmutter umgebracht wurden.

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Die Vereine der Synagogengemeinde in Eschweiler

Bis in die 30-er Jahre des vorigen Jahrhunderts hinein gab es in Eschweiler drei jüdische Vereine, die zur Synagogengemeinde gehörten. Die Chewra Kadischa (auch „Heilige Bruderschaft“ genannt) sorgte als Beerdigungsgesellschaft für die rituelle Bestattung verstorbener Gemeindemitglieder. Vorsitzender war 1931 der Viehhändler Selig Lucas, Uferstraße 29 (siehe Bild links, ermordet 1943), der auch 2. Vorsitzender der Synagogengemeinde war. Die Chewra Dallim war vermutlich die Eschweiler Variante des in vielen Gemeinden belegten Israelitischen Wanderfürsorge-Vereins. Vorsitzender war 1931 der Geschäftsmann und Vorsteher der Synagoge Heymann Goetz (ermordet 1942). Für den dritten Verein, den Israelitischen Frauenverein, wurde jetzt das Gründungsjahr bekannt. Nach Zeitungsberichten vom Februar 1914, die der Eschweiler Stadtarchivar Horst Schmidt dankenswerterweise zur Verfügung stellte, feierte die jüdische Eschweiler Gemeinde am Sonntag, 15. Februar 1914, das 50-jährige Bestehen des Frauenvereins. Er wurde somit 1864 gegründet.

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Wer war "Fräulein Engels"?

"Eine wunderbare Frau" sei sie gewesen - aber viel mehr als das weiß auch der in den Niederlanden geborene, in Israel lebende Journalist Eddo Rosenthal nicht über diese Eschweilerin zu sagen. Nicht einmal ihr Vorname ist ihm bekannt. "Fräulein Engels" soll das große Wäschegeschäft "Marcus Meyer" nach der Emigration der Inhaber-Familie 1937 weiter geführt haben. Sie habe Verbindung zur Familie in Palästina gehalten und heimlich Geld überwiesen. Das Bild rechts, ein Ausschnitt einer alten Postkarte, zeigt das Geschäftshaus um etwa 1910. Gesucht werden jetzt Zeitzeugen aus Eschweiler, die mehr über "Fräulein Engels" wissen.

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Acht Eschweiler und ihre Familien wurden von den Nazis ausgebürgert

Zwischen August 1933 und April 1945 entzogen deutsche Behörden 39.006 Menschen die deutsche Staatsbürgerschaft. Die Namen wurden jeweils im Reichsanzeiger veröffentlicht. Überwiegend handelte es sich um Juden, die aus Deutschland geflohen waren, aber auch Menschen, die im Widerstand gegen die Nazis gekämpft hatten, wie zum Beispiel der spätere Bundeskanzler Willy Brandt. Mit dem Entziehen der Staatsbürgerschaft wurde zugleich deren Vermögen samt Haus- und Grundbesitz beschlagnahmt, Rentenansprüche gestrichen, Schenkungen verboten.

Acht dieser Ausbürgerungen, die im Reichsanzeiger veröffentlicht wurden, betrafen Menschen aus Eschweiler und Weisweiler und deren Familien – insgesamt 24 Personen. Das Bild links zeigt den Eintrag von Dr. Ernst Kaufmann, dem ersten Eschweiler, dem die Nazis die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen.

Ernst Kaufmann war der Sohn von Antonie und David Kaufmann, den Inhabern des Bekleidungs- und Wäschegeschäfts „D. Kaufmann“ an der Grabenstraße, Ecke Hospitalgasse in Eschweiler. Dr. Ernst Kaufmann wanderte 1937 nach New York aus. Seine Schwester Gerda, die 1930 in Eschweiler Leo Keller aus dem Nachbarort Hoengen geheiratet hatte, flüchtete Ende 1938 gemeinsam mit ihrem Mann zunächst in die Niederlande, dann in die USA. Ihre Eltern, David Kaufmann und Antonie Kaufmann geborene Pohl, wurden ermordet. An sie erinnern Stolpersteine vor dem Eschweiler Geschäftshaus Grabenstraße 78.

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Jüdische Hochzeiten - das ganze Dorf tanzte mit

Im 19. Jahrhundert wurden im Rheinland zu jüdischen Hochzeiten nicht nur die Verwandten und Freunde, sondern oft auch das ganze Dorf eingeladen. Belegt ist dieser Brauch durch viele Zeitungsanzeigen, zum Beispiel für Hochzeiten in Drove bei Düren, in Langerwehe, Dürwiß und Eschweiler. Rechts ist eine solche Anzeige zu sehen. Im „Eschweiler Anzeiger“ vom 14.11.1863 teilt die Besitzerin der Gastwirtschaft Kaldenbach in Dürwiß mit, dass am 18. November die Hochzeit von M.H. Moses aus Laurenzberg und Josephine Costen aus Heerlen in ihrer Lokalität gefeiert wird, mit „nachfolgendem Freiball“, zu dem „ergebenst“ eingeladen wird.

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