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Notizen & Neues 2015

Rosa Breukers: Eine treue Hausangestellte sucht nach verschollenen Juden

Veröffentlicht von Administrator (admin) am 01 Mar 2015
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Rosa Breukers war Haushälterin bei der jüdischen Familie Altberger, die von 1913 bis 1928 in Eschweiler lebte. Ludwig Altberger hatte am Markt drei Geschäfte für Textilien, Kleidung und Schuhe, die Familie – Ludwig Altberger, seine Frau Regina geb. Elias und neun Kinder – wohnte im Haus Markt 21. Dort gab es zwei Hausangestellte. Eine Agnes war für die Sauberkeit zuständig, Rosa Breukers widmete sich allem, was mit Wäsche zu tun hatte – sie wusch, bügelte, nähte. „Sie war mehr als eine Angestellte, sie war richtig befreundet mit uns. Ihre Kinder waren befreundet mit meinen älteren Schwestern“ schrieb Hannah Gunz, geboren in Eschweiler als Johanna Altberger, in ihren Lebenserinnerungen vor einigen Jahren.

Nach dem Tod von Regina Altberger und einem wirtschaftlichen Niedergang verließ die Familie Eschweiler. Ludwig Altberger starb in der Tschechoslowakei, die größeren Kinder suchten sich Arbeits- oder Lehrstellen, die beiden jüngsten kamen in ein Waisenhaus in Köln (eine ausführliche Lebensgeschichte aller Altberger-Kinder mit vielen Bildern wird in dem geplanten Buch „Nachrichten von den Juden in Eschweiler“ zu lesen sein).

Nach dem Krieg setzte Rosa Breukers alle Hebel in Bewegung, um die Schicksale der Altberger-Kinder zu klären. Und tatsächlich fand sie in Schweden Sidonie „Sida“ Altberger. Die hatte das Frauen-KZ Ravensbrück überlebt, einen Schweden geheiratet und hieß nun Björk. Die frühere Haushälterin fuhr nach Schweden, im Gepäck einen Kasten mit einem wertvollen Besteck. Den hatte ihr Ludwig Altberger zum Abschied geschenkt, und sie hatte dieses Besteck auch in der Not- und Hungerzeit nach dem Krieg nie verkauft, sondern wie einen Schatz gehütet. Nun brachte sie diesen Besteckkasten als Familienerinnerung zurück. Nach dem Tod von Sida Björk 1980 erbte ihre in Israel lebende Schwester Johanna, zweitjüngstes der neun Altberger-Kinder, das Besteck.

Rosa Breukers fand aber auch heraus, dass eines der Altberger-Mädchen, Rosa Seiden geborene Altberger, in Auschwitz ermordet wurde. „So erfuhr sie, dass im Jahr 1943 Rosa, ihr Ehemann Markus, ihre Kinder Leo und Moritz aus Belgien in ein Nazi-Vernichtungslager geschickt worden waren“, berichtete Hannah Gunz viele Jahre später.

Viele Jahre lang haben sich Sida Björk und Rosa Breukers Briefe geschrieben. Nach dem Tod Sidas führte Hannah Gunz die Korrespondenz fort. Und 1983 besuchte Hannah Gunz-Altberger die Freundin und frühere Hausangestellte in Bonn, wo sie inzwischen wohnte. Breukers Tochter Gertrud Schrönner hatte sie eingeladen.

Rosa Breukers starb zwischen 1983 und 1985. Auch ihre Tochter Gertrud lebt nicht mehr, bestätigte deren Ehemann jetzt. Und leider gibt es von der treuen Haushälterin aus Eschweiler nicht einmal mehr ein Foto.

 

 

Zuletzt geändert am: 01 Mar 2015 um 16:20:16

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