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Notizen & Neues 2014

Stolpersteine bald auch in Weisweiler, Röthgen und Dürwiß

Veröffentlicht von Administrator (admin) am 29 Nov 2014
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Bisher wurden 28 Stolpersteine in Eschweiler verlegt, weitere 28 sollen noch folgen: 14 Stück am 13. Dezember, noch einmal 14 im Sommer 2015. Nachdem bisher nur der jüdischen Opfer der NS-Zeit gedacht worden ist, soll bei den noch folgenden Verlege-Aktionen auch an andere Opfer erinnert werden, unter anderem an einen katholischen Geistlichen, einen oppositionellen Stadtverordneten und einen polnischen Zwangsarbeiter.

Mit der Aktion am 13. Dezember wird an folgende Menschen erinnert:

Weisweiler, Hauptstraße 4: Leo Neustadt, seine Schwester Rosa Neustadt und deren Sohn Carl Neustadt. Leo und Rosa Neustadt kamen 1897 und 1898 in Manheim bei Buir (heute zu Kerpen) zur Welt. Die Familie zog bald darauf nach Weisweiler, wo die Eltern Salomon Neustadt und Friederike Luccas 1895 auch geheiratet hatten. Dort betrieb man im Haus Hauptstraße 4 einen Häutehandel und später ein Manufakturwarengeschäft. Rosa Neustadt wurde als 18-Jährige Mutter, blieb aber unverheiratet. Nach der Arisierung ihres Elternhauses im Dezember 1938 wohnten sie und ihr Sohn Carl dort noch etwas über drei Jahre als Mieter. Beide wurden 1942 deportiert. Leo Neustadt wurde 1941/42 ls Zwangsarbeiter im Lager Rhenaniastraße in Stolberg interniert, später in ein Vernichtungslager deportiert. Er starb am 17. September 1942.

Weisweiler, Hauptstraße 8: Der am 20.03.1882 in Weisweiler geborene Moritz Levy war Zigarrenmacher und betrieb gemeinsam mit seiner vier Jahre älteren, ebenfalls ledigen Schwester Elisabeth (Elise) ein Einzelhandelsgeschäft Hauptstraße 8. Bereits 1938 war er fünf Wochen lang inhaftiert, im KZ Sachsenhausen. Später wurde er als Zwangsarbeiter im Straßenbau und in der Stolberger Kali-Chemie eingesetzt. Nach der Auflösung des Lagers in Stolberg 1942 wurde er wahrscheinlich in ein Aachener Lager und dann in ein Vernichtungslager im Osten deportiert. Elise Levy soll 1942 in ein Vernichtungslager deportiert worden sein.

Weisweiler, Hauptstraße 46 (heute 44): David Leyens wurde 1863 in Grambusch bei Erkelenz geboren. Am 15. Juni 1891 heiratete er in Weisweiler Bertha Levenbach. Seine Frau starb, 80 Jahre alt, am 19. Juli 1940 und wurde in Weisweiler beerdigt. Ihr Mann David, der sich nach einem Bericht seines Neffen Erich Leyens als kaisertreuer Deutscher sah und in Weisweiler hoch angesehen gewesen sein soll, war im Alter geistig verwirrt. In der Pogromnacht 1938 wurde er gezwungen, einen Teil der zerstörten Synagogeneinrichtung durch den Ort zu tragen. Er wurde nach dem Zeugnis seines Cousins Jerry Hommel später Opfer der Shoa, ebenso seine 1898 in Weisweiler geborene Tochter Elsa.

Eschweiler, Bachstraße 8 (heute Johannes-Rau-Platz 1): Das Haus Bachstraße 8 existiert nicht mehr, es wurde Anfang der 1970-er Jahre für den Bau der Indestraße und des Rathauses abgerissen. Es gehörte der wohl ältesten jüdischen Familie in Eschweiler, der Familie Meyer, sie war schon um 1790 herum hier ansässig. Am früheren Standort des Hauses, an der Auffahrt zum Rathaus, sollen am 13. Dezember vier Stolpersteine verlegt werden: für Frieda Meyer, ihren Sohn Simon Meyer, ihre Mutter Zilly Wolf und ihre Schwester Sofie Wolf. Sie wurden am 22. März und am 15. Juni 1942 in Vernichtungslager deportiert. Überlebt haben von der Familie zwei Kinder: Tochter Gerda floh über England und die USA nach Kanada. Sohn Leopold, geboren 1915, überlebte unter abenteuerlichen Umständen in Belgien. Er kam 1946 zurück nach Eschweiler, heiratete 1954 eine Eschweilerin. Die Ehe war kinderlos. Er starb 1974.

Uferstraße 29: Dort liegen bereits Gedenksteine für den Viehhändler Selig Lucas und seine Frau Elise geb. Hertz. Jetzt soll noch ein Stein für Wilhelmine Hertz hinzu kommen. Die 1864 in Boslar bei Jülich geboren, unverheiratete Schwester von Elise Lucas wohnte ab 1928 im Haus Uferstraße 29, das heute nicht mehr existiert. Sie flüchtete gemeinsam mit Selig und Elise Lucas zunächst 1938 nach Vaals, dann nach Amsterdam. Wilhelmine Hertz wurde zunächst im Lager Westerbork interniert, am 9. April 1943 im Vernichtungslager Sobibor ermordet.

Burgstraße 51: Petronella Büttgen geb. Schiffeler aus der Burgstraße in Eschweiler-Röthgen wurde 1904 geboren. Als junge Frau, kurz vor ihrer Hochzeit 1928, hatte sie einen Unfall. Sie prallte mit dem Fahrrad gegen die Mauer des Kreispflegeheims in der Odilienstraße. Seitdem bekam sie epileptische Anfälle. Das wurde im Lauf der Jahre immer schlimmer, schließlich wurde sie in die Dürener Heil- und Pflegeanstalten eingeliefert. 1940 wurde ihre Ehe geschieden, die Kinder kamen zum Vater. Mehrfach wurde Petronella Schiffeler in andere Anstalten verlegt. Schließlich nach Kaufbeuren. Dort wurde sie mit Elektroschocks behandelt, gleichzeitig musste sie in einem Wehrmachtsbetrieb arbeiten. Schließlich wurde ihr eine Hungerkur verordnet – das heißt, man hat die Frau tatsächlich verhungern lassen. Bei ihrem Tod am 29. November 1944 wog sie noch 37 Kilo.

Dürwiß, Gasthausstraße 43 (heute Nr. 38): Der polnische Zivilarbeiter Johann Zdum, geboren 1915 in Korczew (Kreis Sokolow), arbeitete als Landarbeiter auf einem Bauernhof in Dürwiß. Er wohnte mit anderen Zwangsarbeitern in dem Lager Gasthausstraße 43. Zdum wurde am 20. März 1942 vormittags um 10.35 Uhr in Dürwiß „in der Nähe einer Kapelle“ von der Gestapo mit einem transportablen Galgen öffentlich gehenkt. Ihm wurde die Beziehung zu einer „arischen“ Frau aus Dürwiß vorgeworfen. Seine damals 32-jährige Freundin brachte das gemeinsame Kind in Köln zur Welt und heiratete 1944 in Nürnberg einen Deutschen. Das Zwangsarbeiter-Lager befand sich damals in einer aus Backstein gemauerten Scheune im rückwärtigen Gelände einer heute nicht mehr existierenden Gaststätte. Die Scheune gibt es aber noch, sie liegt am Broicher Pfad - siehe Foto. Damals war sie durch eine Toreinfahrt neben der Gaststätte zu erreichen, auch diese Toreinfahrt gibt es nicht mehr. Der Stolperstein soll vor dem Hauseingang der ehemaligen Gaststätte verlegt werden.

 

 

Zuletzt geändert am: 15 Dec 2014 um 12:34:14

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