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Notizen & Neues 2012


Vernichtung durch Arbeit: 56 tote Kriegsgefangene

Veröffentlicht am 23 Jul 2012
Notizen & Neues 2012 >> 2013

Dieser Zettel links, im Original an die Todesbescheinigung angeheftet, enthält die Daten eines weiteren Opfers. Wasili Borschtschewski, geboren 1907, war Bauer, er war verheiratet und hatte vier Kinder. Gestorben ist er, so tippte am 15. November 1942 der Arzt Dr. Römer in seine Schreibmaschine, an "akuter Herzschwäche" und "allgemeiner Körperschwäche". Das gleiche hatte Römer auch schon bei Iwan Trofimow getippt, und er tippte es auch noch bei vielen anderen Kriegsgefangenen.

Borschtschewski war als Arbeiter im Steinkohlenbergwerk "Eschweiler Reserve" des Eschweiler Bergwerksvereins (EBV) eingesetzt. Die Baracken, in denen er und seine Leidensgefährten wohnen, standen am Wetterschacht, also am östlichen Ortsausgang von Eschweiler, Richtung Weisweiler. Beim EBV arbeiteten die meisten Kriegsgefangenen, die als Zwangsarbeiter in Eschweiler ausgebeutet wurden. Andere arbeiteten bei Hoffmann, wo sich ebenfalls ein Lager befand, oder in der Landwirtschaft. Das "Russenlager Wetterschacht" hieß offiziell Kriegsgefangenen-Wachkommando 119. Das Gelände war mit Stacheldraht umgeben. Wer fliehen wollte, wurde erschossen. Auch das ist dokumentiert. Die Gefangenen kamen überwiegend aus dem berüchtigten Stalag (Stammlager) VI K, auch Stalag 326 genannt. In diesem Lager bei Stukenbrock im Münsterland mussten gefangene Soldaten zum Teil in selbst gegrabenen Erdhöhlen hausen. Von den 300.000 Gefangenen, die bis Kriegsende dieses Lager durchliefen, starben dort zwischen 15.000 und 70.000, die wahrscheinlichste Zahl beträgt 65.000.

Das Grab für Wasili Borschtschewski mussten seine Mitgefangenen schaufeln. Beerdigt wurde er auf dem von den Nazis geschändeten jüdischen Friedhof an der Talstraße. Nach dem 2. Weltkrieg wurden die Leichen der durch Hunger und Arbeit ermordeten russischen Kriegsgefangenen dort ausgegraben und umgebettet. Zunächst auf den Waldfriedhof, weil die Stadt Eschweiler das Gelände des jüdischen Friedhofs an das benachbarte Industrieunternehmen verkaufen wollte. Das wurde durch einen Protest der Synagogengemeinde Aachen im letzten Moment verhindert. Die Gebeine von Borschtschewski, Trofimow und den anderen 54 Kriegsgefangenen wurden schließlich auf dem Ehrenfriedhof Rurberg zur letzten Ruhe gebettet.


Zuletzt geändert am: 03 Jun 2013


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